Robinson Crusoe von Daniel Defoe

Robinson Crusoe: Kurzfassungen und Kommentare von biblischen Passagen

Zitat

---

Ich habe [...] oft beobachtet, wie ungereimt und sinnlos sich doch im allgemeinen der menschliche Charakter, besonders in der Jugend, zur Vernunft verhält, die uns eigentlich in solchen Fällen leiten sollte: man schämt sich nicht, zu sündigen, und schämt sich doch, zu bereuen; man schämt sich nicht einer Handlung, für die man uns mit Recht als Narren bezeichnen müsste, aber man schämt sich, von ihr zu lassen, obgleich das allein das Vernünftige wäre. Seite 22

---

Kennen wir diese Beobachtung nicht alle aus unserer Jugend? Da ist es besonders schlimm mit dieser Unvernunft. Aber auch später, wenn wir erwachsen sind, können wir uns selber immer wieder ertappen, dass wir an Gewohnheiten festhalten, die uns schaden: Rauchen, zu wenig schlafen, ungesund essen... und das sind nur die "offensichtlichen" Auswüchse. Schlechte Gewohnheiten, die wir uns auf unserem Weg durch das Leben angeeignet haben und die wir nicht wieder los werden.

Es ist leicht, die Fehler bei Anderen zu sehen. Wir alle sehen den Splitter im Auge unseres Gegenübers, aber nehmen wir auch den Balken war, den wir selber vor der Stirn tragen?

Zitat

---

Und in der Gottlosigkeit dieser einen Nacht ersäufte ich alle meine Reuegefühle, meinen Gedanken über die Vergangenheit und die guten Vorsätze für die Zukunft. [...] ich dachte nicht mehr an die Gelübde und die Versprechungen der bösen Stunden. Allerdings kamen mir von Zeit zu Zeit doch wieder Bedenken, und ernste Betrachtungen schlichen sich immer wieder ein, doch schüttelte ich sie ab und wehrte mich gegen sie wie die Pest. [...] so wurde ich dieser Anfälle, wie ich sie nannte, bald Herr. In fünf, sechs Tagen hatte ich über mein Gewissen einen so völligen Sieg errungen, wie es sich ein junger Mann, der nichts von ihm hören will, nur wünschen kann. Seite 16

---

Ein sehr trauriger Text. Hier beschreibt unser Held, wie er seinem Gewissen jede Kraft nimmt, wie er es abtötet.

Die Folge ist, dass das Gewissen seine "Warnfunktion" verliert. Der Mensch stumpft ab. Er kann immer weniger erkennen, wenn er Böses tut. Daniel Defoe kennt sich: der Text zeigt exemplarisch auf, wie die "Abtötung des Gewissens" funktioniert.

1. Reuegefühle, d.h. die Warnungen des Gewissens, werden betäubt (durch Alkohol, Arbeit, Ablenkung, Sport etc.)

2. Das Gewissen ist geschwächt und regt sich nicht mehr so oft. Über längere Zeiträume "spürt" man nichts von ihm, es "schlägt nicht an".

3. Ab und zu regt sich das Gewissen aber doch. Wahrscheinlich dann, wenn man es besonders schlimm treibt, wenn der "Reiz" sehr stark oder neuartig ist (Steigerung des bösen Tuns oder eine neue Bösartigkeit).

4. Bei jeder dieser Warnungen kann ich das Gewissen erneut niederkämpfen. Das geht, wenn ich nur entschlossen genug bin. Der Widerstand wird jedesmal schwächer werden. Irgendwann wird sich das Gewissen gar nicht mehr rühren. Der Mensch ist abgestumpft.

Eine hervorragende Kurzzusammenfassung von Robinson Crusoe findest du hier:

https://www.getabstract.com/de/zusammenf...son-crusoe/3830

Es gibt eine Zusammenfassung und Infos zum Autor Daniel Defoe. Ausserdem gibt es Informationen zum historischen Hintergrund des Romans und mögliche Interpretationsansätze. Letztes dürfte vor allem für Schüler für Hausaufgaben oder Referate interessant sein.